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Channel: Fräulein Rucksack
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[Mama::Sein] Studieren mit Kind.

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Studieren mit Kind.
Die ganze Sache hatte ich mir anders ausgemalt, damals, als der Bauch am Wachsen und Strampeln war. Zwar sagten wir uns "Mal schaun wie es wird." Aber so ne gewisse Vorstellung hatte ich natürlich schon. Ich würde vielleicht ein Semester Pause machen, sobald das Waldblümchen bei uns einzieht. Und dann wieder ran an den Speck. Bachelorabschluss einsacken und weitermastern. Und jetzt, anderthalb Jahre später? Ist der Masterstudiengang in weite Ferne grückt. Und das ist herrlich!

Begonnen hat es damit, dass ich nach der Geburt gesundheitlich litt. Nach drei Monaten setzte ich mich an den Schreibtisch und merkte. Es geht nicht. Wenn Geist und Körper nicht munter sind klappt es auch nicht mit der Arbeit. Und so gab ich mir Zeit. Erst ein klitzekleinwenig. Und merkte bald. Ich brauche mehr. Das war natürlich nicht so einfach wie es hier klingen mag, es war ein schwerer und langwieriger Lernprozess. Ich fühlte mich elend, nutzlos und alleingelassen. Keiner schien mir helfen zu können - bis ich es selbst tat. Und wenn ich grad so zurückblicke freue ich mich über den Batzen an Lebensweisheit, den ich mir in der Zeit angeeignet habe. Statt Fachwissen.

Ich habe viel gelernt. Und kennengelernt, durch den Schritt ins Mamadasein. Vor allem mich selbst. Meine Prioritäten hatten sich rasch verschoben. Mein Lieber und ich, wir sind reingewachsen in das worin wir jetzt stecken. Wir stecken inzwischen in einem wunderbaren Lebens-, Lern- und Arbeitsrhytmus. Ziemlich hilfreich ist es, so stelle ich gerade fest, uns an uns selbst zu orientieren. Wenn wir unsere eigenen Wünsche und Ziele formulieren und nicht schaun, was scheinbar Maßstab ist. Weil wirklich, keiner erwartet etwas von uns. Wir projezieren gerne unsere eigenen Erwartungen auf andere. So ist das.

Daher ist es auch völlig okay im zweiten Mutterjahr nicht voll ranzuklotzen, sondern Stück für Stück ein bisschen mehr zu tun. Zu schaun was mir gut tut. Denn das tut auch der Familie gut. Und das wiederum, ist das nicht ein höchstes Ziel?

Gar nicht so leicht sich von allen scheinbaren Zwängen und Erwartungen loszulösen. Oder geht das nur mir so? Zu sehen, wo ist die Trennlinie zwischen Ich und Umwelt. Was kommt wirklich von mir selbst, welcher Wunsch, welches Streben? Von mir selbst, von tief da drinnen. Vielleicht fühlt sich das in der ersten hochsensiblen Mamaphase besonders schwierig an. So anfällig, scheinbar schwach. Wenn ich aber zurückblicke was ich geleistet hab, dann war das eine ganz schön starke Leistung. Zwar hab ich nicht - mit Kind - ein Studium mit besten Leistungen abgeschlossen. Ich hab kein Buch geschrieben oder Unternehmen gegründet, wie manche Powermuttis das tun. Ich hab wirklich nicht viel geschafft. Aber ich hab meine kleine Familie mit Liebe genährt. Und mit allen Kräften die ich hatte. Ich hab nicht (ganz und gar nicht) alles perfekt gemacht. Aber so gut ich konnte.

Mit diesen Erkenntnissen fällt es leicht so weiter zu machen. Mir. Uns. Momentan hab ich zwei Prüfungen anstehn. Glücklicherweise hab ich früh angefangen darauf zu lernen. Wenn das Kind schläft, mit Papa 'joggt' oder ein Stündchen zum Spielen weg ist steck ich den Kopf zwischen die Bücher. Und in der Zwischenzeit bin ich die Mama die ich sein will.

Studieren mit Kind.


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