Gerade stricke ich an schlichten schwarzen Socken. Was heißt gerade, eigentlich seit Monaten, weil ich den Sockenworkshop* der Stadtbücherei zurückgeben musste und mir die Anleitung für Ferse von unten nach oben daraus nicht kopiert habe. Also musste ich warten bis es wieder verfügbar war. Belohnt wurde ich dann immerhin mit der (wirklich) verbesserten neuen Auflage die ich am Liebsten behalten würde.
Die Maschenmarkierer, die ich beim einfachen Bündchenmuster eigentlich gar nicht bräuchte, hat mir Frau Kirschkernzeit geschenkt (einfach so! Danke dafür.). Sie hat auch den Spaß erfunden, Markierer nur zu setzen weil sie schön aussehen.
Davon abgesehen dass ich beim Stricken aber meist noch stille, Essen umrühre, lese, mich unterhalte oder immer wieder unterbreche um meinem Mädchen beim Werkeln zu helfen mache ich mit jeder Masche noch etwas: In die Fußstapfen meiner lieben Großtante treten. So fühlt es sich jedenfalls an.
Diese ganz besondere Frau hat immer ihre ganze Familie mit Socken versorgt. Mein Papa trägt ausschließlich Tanten-Socken. Oder keine. Deshalb hat sie in ihren letzten Jahren, als sie merkte, dass das Stricken immer langsamer ging weil die Finger müder wurden (ihre Augen brauchte sie dazu kaum, ich glaube sie konnte im Schlaf Socken stricken), nur noch für ihn gestrickt. So dass er einen kleinen Vorrat in der Sockenschublade hatte. Leider ist sie vor fast schon neun Jahren gestorben und viele Paare von Papas Socken sind in der Zwischenzeit verschlissen, so dass er schon rätselte was er nun tun sollte.
Für mich war natürlich gleich klar was zu tun ist! Auch wenn ich noch nicht so schnell bin, auch noch etwas an meiner Fersenmethode tüftle und noch nicht an meinem Lebensabend bin wo ich den ganzen Tag nur stricken kann will ich nun diese ganz besondere Aufgabe übernehmen. Papa soll warme Füße haben. Meine Schwester hat sie ja schon. Und gerade wird mir bewusst, dass ich diese besondere Aufgabe auch als Tante unbewusst schon längst übernommen hatte.
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