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Channel: Fräulein Rucksack
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:[Mama.sein]: Mit wachsendem Abstand.

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Mit wachsendem Abstand.
Letzte Woche erzählte mir eine Freundin am Telefon dass sie endlich mal wieder  im Kino war. "Ohne Dein Baby?" Fragte ich entsetzt. Der Kleine ist doch erst drei Monate alt. "Der blieb zu Hause bei Papa, um sieben Uhr abends nochmal gestillt - der Film lief erst um neun - und dann braucht er nichts mehr bis morgens um acht. " Es folgte Sprachlosigkeit meinerseits. Denn ich war seit ich Mama bin nicht im Kino. Oder sonst abends irgendwo ohne meiner Tochter. Wir plauderten dann noch eine Weile über dies und das bis es genug war, legten auf und jede ging wieder ihren Tätigkeiten nach.
Allerdings hatte ich den Rest des Nachmittags ein komisches Gefühl im Bauch, eine kleine dunkle Wolke zog nicht davon. Erst war mir das nicht bewusst und dann hab ich mich gefragt warum das so ist? Bin ich neidisch, weil meine Tochter anspruchsvoller ist? Ich grübelte, ob ich so unfähig bin im Mamasein, was mir entgeht, was ich falsch gemacht habe... Dunklewolkengrübelgedanken eben.
Bis ich mich rappelte und einmal fest die Wolke beiseite schuppste: Hätte ich mich vom dreimonate alten Baby eine halbe Autostunde entfernen wollen? Nur im Notfall. Will ich unbedingt ins Kino gehn? Nö, eigentlich nicht. Mache ich meine Aufgabe wirklich schlecht? Ich gebe mein Bestes und was ich tu mach ich mit Liebe. Wir haben entschieden, dass wir unser Kind nicht schreien lassen wollen, was heisst hier entschieden, wir können einfach nicht anders. Und so kann ich mein Kind eben nicht die halbe Nacht alleine lassen sondern bleibe in seiner Nähe. Denn genau da gehöre ich hin. Bis jetzt noch, denn täglich erweitert unser Mädchen ganz von selbst ihren Aktionsradius. Während sie das erste dreiviertel Jahr am liebsten ganz nah an uns war und getragen werden wollte änderte sich das plötzlich mit dem Krabbeln. Erst nur in Armweite und dann immer weiter, bis sie irgendwann ganz allein in ein anderes Zimmer krabbelte. Ich musste nicht weggehen um zu sehen wie weit ich mich entfernen darf, ich musste einfach zusehen wie weit sie wollte. Und jetzt wo sie läuft ist das ähnlich, jeden Tag traut sie sich weiter, dreht uns den Rücken zu und erkundet die Umgebung aber ich habe das Gefühl dass sie weiß dass wir, ihre Eltern, da sind und sie sich nur umdrehen muss um uns zu sehen und im Nu wieder in unsere Arme laufen kann.
Die letzten Tage wenn ich in Zweifelsituationen war habe ich mir einfach die Frage gestellt: Was würde ich tun wenn ich von keinem anderen Kleinkind wüsste? Es wäre gar nicht möglich Vergleiche anzustellen! Ich hätte doch nicht so hohe Erwartungen an mich als Mama und an meine Tochter als Kind. Ich würde mich freuen wenn sie besser schläft anstatt mit dem Hintergedanken dass andere Kinder zwölf Stunden am Stück schlafen darauf sehnlich zu warten und vielleicht ein bisschen unglücklich sein. Ich würde nicht darauf warten dass sie mich Mama nennt, sondern staunen wenn es soweit ist. Ich würde nicht schauen wann und wie andere diese und jene Schritte machen sondern einfach auf mein Herz hören. Auf das Mutterherz das weiß was richtig ist.   

Mit wachsendem Abstand.

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